Netzunabhängig: Hollager Landwirt speichert Solarstrom mit Staplerbatterien

Copyright © Neue Osnabrücker Zeitung (Fr., 22.07.2016)

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Wallenhorst. Gabelstaplerbatterien als Speicher für Sonnenenergie? Das funktioniert. Die Landwirte Christian und Albert Trame in Wallenhorst-Hollage können dadurch ein eigenes kleines Stromnetz zur Belüftung und Beleuchtung ihrer Schweineställe betreiben.

Es ist ein Experiment. „Seit letztem Jahr läuft die Anlage sehr gut“, sagt Albert Trame. Um sagen zu können, ob sie sich auch rechnet, müssen er und sein Sohn noch ein Jahr warten. 20000 Kilowattstunden Strom haben sie bislang gespart – und zwölf Tonnen CO2.

Maßgeschneidert

Ein Jahr lang hatte zuvor die Osnabrücker Firma Sunconcept getüftelt, bis sie die Anlage in Betrieb nehmen konnten. Die Kombination aus ausgedienten Solarmodulen, die den Trames zu schade waren zum Wegwerfen, und dem Speicher aus Gabelstaplerbatterien ist ein Pilotprojekt. Erfahrungswerte gibt es nicht, Fördermittel übrigens auch nicht. Alles steht und fällt mit den Batterien.

Funktioniert auch im Winter

Das Herz der Anlage ist ein grauer Technikschrank, an dem außen ein Display angebracht ist. Darauf können die Landwirte sehen, wie viel Strom die Fotovoltaik-Anlage aktuell produziert und wie viel verbraucht wird. Schleierwolken stehen zwischen den Modulen und der Sonne, trotzdem bringt sie 5670 Watt, 5461 Watt werden verbraucht. Auf dem Display erscheint ein Pluszeichen: Die Batterien, zwei schwarze vollverkabelte Klötze, die auf dem Boden des Nachbarraums stehen, werden aufgeladen. „Selbst im Dezember haben wir so viel Energie vom Dach geholt, wie wir verbraucht haben“, sagt Christian Trame. Bei Sonne erzeugt die Anlage 16 bis 18 Kilowatt Strom. Nur bei Schnee auf den Dächern ist Schluss.

Einspeisung nicht möglich

Zur Beleuchtung und für die 23 Ventilatoren in den Ställen brauchen die Landwirte rund um die Uhr viel Strom – dafür ist das eigene Netz gedacht. Meist reicht der tagsüber gespeicherte Strom, um über die Nacht zu kommen. Autark ist der Hof Trame aber nicht. Netzstrom nutzen die Landwirte für ihr Wohnhaus und die übrigen Gebäude, auf denen weitere Solarmodule angebracht sind. Schon 2004, als die Technologie noch am Anfang stand, installierten die Trames die erste Solaranlage. 2007 und 2010 folgten die nächsten, 2015 erneuerten sie eine Anlage. Die alten Solarmodule wollten sie nicht wegwerfen, doch zum Einspeisen ins allgemeine Netz wurde die erzeugte Strommenge zu viel.

Herausforderung für Entwickler

Für Sunconcept war deshalb die Entwicklung dieser unabhängigen Anlage eine Herausforderung. „Wir würden gern mehr solcher Konzepte umsetzen“, sagt Geschäftsführer Alois Plüster. Doch der Aufwand ist hoch – es rechnet sich kaum. Wie viele kleinere Solarenergie-Unternehmen hat auch seine 2000 gegründete Firma mit den vom Bund gesetzten Rahmenbedingungen zu kämpfen. Früher war die Einspeisevergütung so hoch, dass Hausbesitzer Solarmodule als Investition betrachten konnten. Sunconcept habe den Hype mitgemacht, sagt Plüster. Mittlerweile sind die Einspeise-Beträge so gering geworden, dass Sonnenergie nur noch als Einsparmodell genutzt wird – mit Folgen für die Nachfrage. Die gesamte Branche hat zudem mit dem Hin und Her in der Energiepolitik des Bundes zu kämpfen. „Die Verunsicherung am Markt ist ein großes Problem“, sagt Plüster. „Wenn wir überall so dürften, wie wir könnten, wäre das anders.“

Dezentrale Energieversorgung

Eines ärgert auch Landwirt Trame: „Wir dürfen nicht Strom vom Dach und vom Netz gleichzeitig einspeisen.“ So ist es im Gesetz geregelt. „Da haben sich die großen Stromerzeuger durchgesetzt.“ Entweder also Trame nutzt den eigenen Strom – oder den aus dem allgemeinen Stromnetz. Dabei wäre ein Mischen für seinen Hof technisch ebenso möglich wie sinnvoll. So könnten Engpässe bei schlechtem Wetter ausgeglichen werden. Aber es ist nicht erlaubt. Trotzdem sagt Trame: „Wir sind mehr überzeugt denn je.“

Unabhängig

Der bundesweite Netzausbau könnte den Trames theoretisch egal sein, zumindest was ihr kleines unabhängiges Netz angeht. „Und wegen uns wird sich auch die EEG-Umlage nicht erhöhen“, zählt der Christian Trame die Vorteile auf. Die EEG-Umlage zahlen alle Verbraucher über den Strompreis und finanzieren so die Einspeisevergütung für Betreiber regenerativer Anlagen mit. „Eine Dachfläche ist noch frei“, sagt der Landwirt „Und ein kleines Windrad könnten wir noch anschließen.“ Doch das rechne sich nicht.

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