Solarenergie-Experten aus Osnabrück bauen Schule in Kenia

Copyright © NOZ Mo., 2.01.2017

Solarenergie-Experten aus Osnabrück bauen Schule in Kenia

Alois Plüster und Hans-Georg Klaphake

Alois Plüster (links) und Hans-Georg Klaphake bauen mit Know-How und Spenden eine Berufsfachschule in Kenia auf. Foto: Swaantje Hehmann

Osnabrück. Hans-Georg Klaphake, pensionierter Technik-Lehrer aus Bad Iburg, und Alois Plüster, Geschäftsführer des Osnabrücker Photovoltaik-Unternehmens SunConcept, sind im Herbst für mehrere Wochen in Kenia gewesen, um am Aufbau einer Berufsfachschule für erneuerbare Energien am Mount Kenia mitzuarbeiten. Schon in diesem Monat soll dort der Lehrbetrieb beginnen.

„Die Werkstatt und das Schulgebäude sind fertig. Ein Wohnheim für die Lehrlinge von außerhalb ist aktuell noch im Bau“, berichtete Klaphake vom Fortschritt der Bauarbeiten, die seit rund einem Jahr laufen. Junge Kenianer sollen in der Schule Techniken der Metallverarbeitung sowie Grundlagen der Hausinstallation von Elektro- bis hin zu Klempnerarbeiten erlernen.

„Überall im Land fehlen gut ausgebildete Handwerker“, so Klaphake, deshalb seien die kenianischen Behörden mit dem Wunsch nach einem Berufsbildungszentrum am Mount Kenia auf ihn zugekommen. Schon 2013 hatte er dort zusammen mit einer kenianischen Hilfsorganisation und dem Verein Lernen-Helfen-Leben aus Vechta eine kleine Werkstatt für die Produktion von Solarkochern mit aufgebaut.

Um das neue Schulprojekt zu verwirklichen, stellte Klaphake einen Antrag beim Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Über drei Jahre bis Ende 2018 wird das Projekt am Mount Kenia gefördert, danach soll es selbstständig weiter laufen.

„Learning by Doing“

Bei seinem jüngsten Kenia-Besuch hatte Klaphake den Osnabrücker Fotovoltaik-Experten Alois Plüster mitgenommen. Gemeinsam wollten sie Lehrkräfte für die neue Berufsfachschule ausbilden. „Learning by Doing“ war dabei das Motto: Plüster leitete fünf Elektriker beim Aufbau von kleinen Hausanlagen, sogenannten „Solar-Home-Sytems“ an, Klaphake baute mit sieben Installateuren kleine Warmwasseranlagen („Solar-Water-Heating-Systems“). Dabei planten sie, nur mit Materialien zu arbeiten, die auch im Land selbst zu beschaffen sind. „Wir wollen die Wertschöpfung im Land halten und Arbeit vor Ort schaffen“, erklärte Klaphake. Mit Importen aus China sei den Menschen in Kenia nicht geholfen.

Der Ansatz, dabei auf grüne Energien zu setzen, begründet sich ganz praktisch: Einfach herzustellende Anlagen wie Solarboxkocher, thermische Warmwasseranlagen („Solarduschen“) oder kleine Photovoltaikanlagen sind auf Dauer wesentlich günstiger als ein Anschluss an das Elektrizitätsnetz. „Derzeit kann sich nur jede zehnte kenianische Familie einen solchen Anschluss leisten“, berichtet Klaphake. Die meisten Frauen kochen noch mit Holz oder Holzkohle auf offenen Feuerstellen, was bedeutet, dass etwa viermal so viele Bäume gefällt wie neu angepflanzt werden.

„Das fossile Zeitalter überspringen“

„Der Reichtum des Landes ist die starke Sonneneinstrahlung“, bemerkte Fotovoltaik-Experte Plüster. Wenn man jetzt in Kenia die grünen Energien voranbringe, könne das Land „das fossile Zeitalter einfach überspringen“.

20.000 Euro der Gesamtprojektkosten von 140.000 Euro müssen Hans-Georg Klaphake und der Verein Lernen-Helfen-Leben selbst durch Spenden aufbringen. Über die Plattform Betterplace.org sind derzeit schon fast 4000 Euro zusammengekommen.

Im Februar wollen Klaphake und Plüster wieder nach Kenia fahren und den ersten Lehrgang in der Berufsfachschule mit zunächst 15 Azubis begleiten. Gegebenenfalls will Plüster dann auch wieder einen Container mit ausgedienten Photovoltaik-Anlagen und anderen Materialien mitbringen.

Ein Artikel von Regine Bruns / NOZ

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